David Wagner, geboren am 17. 4. 1971 in Andernach im Rheinland; studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte in Bonn, Paris und Berlin, Magisterabschluss 1996 an der Freien Universität Berlin. Er hielt sich längere Zeit in Rom, Barcelona und Mexiko-Stadt auf. Neben seinem literarisch-fiktionalen Schaffen ist Wagner regelmäßig als Journalist tätig, seine Feuilletons und Kolumnen erschienen in diversen Printmedien („Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Süddeutsche Zeitung“, „Tagesspiegel“, „Berliner Zeitung“, „Die Zeit“); dazu seit 2010 Lehrtätigkeit an der FU Berlin. 2014 erhielt er die Erste Friedrich-Dürrenmatt-Professur für Weltliteratur. 2021 war er Bonner Stadtschreiber. Wagner lebt in Berlin.
* 17. April 1971
von Carsten Rohde
Essay
David Wagner zählt zu einer Autorengeneration, deren biografische Wurzeln zwar noch im Kalten Krieg liegen und die somit manche Voraussetzungen mit der Nachkriegsgeneration teilt, deren gesamte intellektuelle, literarisch-kulturelle wie auch lebensweltliche Sozialisation aber bereits einer anderen Epoche zugehört, die sich teils als postmaterialistisches Biotop fernab der Schrecken des Jahrhunderts kennzeichnen lässt, teils aber auch, in Gestalt von Massenarbeitslosigkeit und der ökologischen Frage, typische spätindustrielle Krisensymptome aufweist. Die Epochenschwelle 1989 markiert für diese Autoren lebensgeschichtlich wie intellektuell sodann den Übergang in ein ‚erwachsenes‘ Zeitalter; der Zusammenbruch des Kommunismus geht einher mit der endgültigen Verabschiedung sozialistischer Utopien, wie sie für einen Großteil ...